Polizei räumt besetztes Haus – nächtliche Proteste auf der Eisenbahnstraße

Am späten Dienstagabend ist im Leipziger Osten erneut ein leerstehendes Haus besetzt worden. Die Aktion war bereits die zweite Inanspruchnahme innerhalb weniger Tage. Das Gebäude in der Ludwigstraße im Stadtteil Volkmarsdorf wurde später von der Polizei geräumt und gesichert.

Wie Behördensprecher Olaf Hoppe am Mittwoch erklärte, hätten sich gegen 18 Uhr mehrere Personen am Torgauer Platz versammelt, um gegen die Polizeiaktion am Montag gegen die Besetzung eines Hauses in der Hermann-Liebmann-Straße zu protestieren. Diese Versammlung sei friedlich geblieben.

Bis 20 Uhr sei die Menge dann auf Hunderte Personen angewachsen. „Die Personen begannen in der Folge, Mülltonnen sowie anderes entzündbares Material auf die Straße zu legen und anschließend in Brand zu setzen“, so Hoppe. Zudem hätten Informationen in sozialen Netzwerken bereits auf die Besetzung eines Gebäudes in der Ludwigstraße hingedeutet.

Polizei fordert Unterstützung an – Anwohner löschen Brände

Einsatzkäfte seien nun im Stadtteil zusammengezogen worden, auch Hubschrauber-Unterstützung aus der Luft wurde angefordert. Nachdem aus der Menge heraus Pyrotechnik gezündet und Einsatzkräfte mit Gegenständen beworfen worden waren, musste aber weitere Verstärkung unter anderem mit Beamtinnen und Beamten aus Sachsen-Anhalt gerufen werden.

Wie Augenzeugen berichten, seien Müllcontainer und andere Barrikaden auf die Ludwigstraße sowie auf Eisenbahnstraße und Idastraße geschoben worden. Zum Teil hätten Anwohnerinnen und Anwohner versucht, die brennenden Barrikaden zu löschen. Es sei zum offenen Disput auf der Straße gekommen. Die Leipziger Verkehrsbetriebe leiteten Straßenbahnen der Linie 3 und Linie 7 zwischenzeitlich um.

 

Auf dem Onlineportal „Leipzig besetzen“ veröffentlichten die Protestierenden am Dienstagabend eine Mitteilung, in der sie die Besetzung des Gebäudes in der Ludwigstraße in einen Zusammenhang zur Räumung des zuvor besetzten Hauses am Montag stellten. „Wir lassen uns nicht einfach räumen und auch nicht einfach abschütteln. Deshalb haben wir aus Solidarität und als Druckmittel dieses neue Haus besetzt und werden auch weiterhin den Druck erhöhen bis uns zugehört wird“, hieß es weiter auf dem Portal.

Dieselbe Gruppe hatte bereits im August 2020 auf der Ludwigstraße ein Gebäude besetzt – welches gut zwei Wochen später aber ebenfalls von der Polizei geräumt wurde.

Polizeipräsident entschuldigt sich für spätes Eingreifen

Die neuerliche Aktion wurde nun bereits in der Nacht zum Mittwoch aufgelöst. Laut Polizei seien die Barrikaden bis Mitternacht geräumt gewesen. „ Den Hinweisen auf eine Hausbesetzung in der Ludwigstraße gingen die Einsatzkräfte nach. Im vermeintlich besetzten Objekt konnten keine Personen angetroffen werden“, so Polizeisprecher Hoppe. Die Sicherungsmaßnahmen dauerten noch am Mittwoch an. Die Kriminalpolizei habe inzwischen auch Ermittlungen wegen des Verdachts von Land- und Hausfriedensbruchs aufgenommen.

Verletzt wurde demnach am Dienstagabend niemand. Durch die Brände seien Schäden an Hauswänden, Straßen und an einem Fahrzeug entstanden, hieß es weiter.

Leipzigs Polizeipräsident René Demmler reagierte am Mittwoch auf Unmut von Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich über ein spätes Eingreifen der Polizei beschwert hätten. „Wir standen vor der Herausforderung, genügend Einsatzkräfte aufgrund der vorherrschenden Situation zeitnah zu akquirieren und parallel in diesem Zeitraum weitere etwa 100 angefallene Einsätze im Stadtgebiet sowie in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen zu bewältigen.“